Antrag auf Passivhausstandard

Passivhaus-Thermogramm (ungedämmt/gedämmt) – Passivhaus Institut / CC BY-SA (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/)

Zur Beschlussfassung in der nächsten Sitzung des Verwaltungsrats der Kommunalbetriebe der Stadt Bünde (Termin 07. Mai 2020, evtl. Verschiebung wg. der Corona-Pandemie) stellten die Bünder Grünen am 15. April 2020 folgenden Antrag:

Die Stadt Bünde wird künftig ihre Neubauten entsprechend dem Passivhausstandard errichten. Unverschattete Neubauten werden künftig die Dachflächen zur Strom- und/oder Wärmeerzeugung nutzen (Plusenergiehaus).
Bei Renovierung von Altbauten im städtischen Besitz werden in der Regel Passivhauskomponenten eingesetzt (Dämmung, Fenster, Lüftung mit Wäremerückgewinnung mit Wirkungsgrad über 80 %). In Fällen, in denen dies nicht möglich oder völlig unwirtschaftlich ist, ist der Standard der gültigen Energieeinsparverordnung (EnEV) minus 30 % anzustreben.

Begründung:

Die Bundesregierung strebt bis spätestens 2050 die Klimaneutralität an. Im Vertrag von Paris verpflichteten sich fast alle Staaten, die globale Erwärmung auf 2 °C (besser 1,5 °C) zu begrenzen.

Diese Ziele werden nicht in Berlin allein und nicht an internationalen Konferenztischen verwirklicht, sondern vor Ort, so etwa in Bünde.

Im Hausbau ist der Passivhausstandard bzw. das Plusenergiehaus inzwischen Stand der Technik. Die Begrenzung der Erderwärmung auf maximal 2 °C macht erhebliche CO2-Einsparungen im Gebäudebereich notwendig. Die sind nur zu erreichen, wenn Neubauten und flächendeckende Altbausanierungen im Passivhaus- besser noch Plusenergiestandard durchgeführt werden. Das führt gegenüber dem Durchschnitt des Hausbestandes zu einer Energieverbrauchsminderung von ca. 70-90 %. Es ist nur noch in Einzelfällen sinnvoll, Dämm- oder Belüftungs- und Beheizungsmaßnahmen durchzuführen, die hinter diesem Standard zurückbleiben. Eine mehrfache Nachbesserung von Dämmstärken wird eher selten durchgeführt und ist unwirtschaftlich. Genauso wie es zu teuer ist, etwas effizientere fossile Heizungen nachzurüsten, die für ein Passivhaus völlig überdimensioniert sind.

Bünde hat mit dem Bau einer Turnhalle in Passivhausbauweise bereits einen Schritt nach vorne gemacht. Mit einer Sonnenstromanlage auf dem Dach – die auch schon geplant war, aber nicht gebaut wurde – , wäre die Halle bereits ein Plusenergiehaus (mehr Energieerzeugung als Verbrauch).

In vielen Städten sind inzwischen Passivhäuser errichtet worden: Wohngebäude, Kindergärten, Schulen, Seniorenheime, Kirchen (!), Science-Center. In Frankfurt ist eine Schule in Passivhausbauweise gebaut worden. Die Mehrkosten gegenüber den vorgeschriebenen Dämmstandards lagen meistens um 10 %. Durch Energieeinsparung werden diese Kosten wieder ausgeglichen.

Der Passivhausstandard ist auch in der Altbaurenovierung in Deutschland vielfach erfolgreich eingesetzt worden.

Mehrere nachträgliche Baukostenuntersuchungen (Baukostenstudie Hamburg, Arbeitsgemeinschaft zeitgemäßes Bauen e. V. 2015, Fraunhofer-Instituts für Bauphysik 2016) haben ergeben, dass inklusive der KfW-Förderung Passivhäuser im Bau nicht teurer sind als Häuser nach EnEV 2016 gebaut. Die Betriebskosten liegen aber niedriger – und damit die Kosten für die Gesamtlebensdauer eines Hauses, weil nur ein Drittel der Primärenergie gebracht wird.