Stellungnahme zur Verkehrswende in Bünde

Bünde, 03.06.2021

Aufgrund der Vielzahl der Leserbriefe und der Diskussion in den sozialen Medien zur Sperrung des Bahnhofstunnels möchte sich die Bünder Fraktion von Bündnis 90/DIE GRÜNEN äußern:

Wir brauchen die Verkehrswende – auch in Bünde! Wie halten wir den Klimawandel sonst auf? Der Verkehr ist für rund 18 % aller Treibhausgase in Deutschland verantwortlich, vor allem durch den zunehmenden Autoverkehr. Im Vergleich zu 2010 nahmen die CO2-Emissionen sogar um 5 % zu. Auch in Bünde ist die Anzahl der angemeldeten PKW gestiegen.

Wie schaffen wir die Verkehrswende? Ist Warten auf technologischen Fortschritt ein sinnvoller Weg (Stichwort Wasserstoff)? Der Gesamt-Wirkungsgrad eines Wasserstoff-Antriebs ist deutlich schlechter als z.B. der von batterie-elektrischen Antrieben. Die aktuellen Forschungs- und Entwicklungsprojekte konzentrieren sich auf eine industrielle Nutzung von Wasserstoff. Für den Individualverkehr ist nach heutigen Erkenntnissen diese Energieform mittel- bis langfristig zu teuer. Nein, Warten ist keine Option. Wir sollten schon jetzt daran arbeiten, ein Rest CO2-Budget für unsere Kinder zu sichern.

Es steht nur ein begrenzter Raum zur Verfügung, den sich alle Menschen – egal ob, Autofahrer, Motorradfahrer, Fahrradfahrer und Fußgänger teilen müssen. In den letzten Jahrzehnten wurde das Auto in den Mittelpunkt gestellt, die meisten Infrastrukturmaßnahmen flossen in den Autoverkehr, die Rad- und Fußwege wurden um die Straße herumgebaut. Unser Ziel ist es, dass nun der Mensch in den Mittelpunkt gestellt wird. Wir wünschen unser Bünde wieder als Ort zum Leben. Unfälle passieren – manchmal leider mit Todesfolge. Das Ziel der „Vision Zero“, also 0 Tote im Verkehr ist aber erreichbar.

Es gibt Städte, die mutig voranschreiten und in den Innenstädten die Geschwindigkeit reduzieren (z. B. Bad Dürrheim, Hannover). Herzogenrath ist in etwa so groß wie Bünde und hat Tempo 30 in allen Wohngebieten eingeführt, andere Städte testen Pop-Up-Radwege in der Pandemie. In einigen Städten ist aus den Pop-Up-Radwegen eine dauerhafte Fahrradspur geworden. Andere Städte sperren manche Straßen in den Innenstädten für den Autoverkehr, damit Bürger*innen mit dem Fahrrad schnell von A nach B kommen – leuchtendes Beispiel ist Kopenhagen. Bünde ist nicht Kopenhagen – ein Vergleich ist schwierig. Durchfahrtsverbote und vergleichbare Schritte haben sich aber vielfach und eindeutig als zielführend erwiesen, sowohl zur Minderung von Lärm- und Schadstoffemissionen als auch zur Reduktion des Autoverkehrs allgemein. Das Verkehrsplanungsbüro machte jetzt im Rahmen des neuen Verkehrsentwicklungsplans den Vorschlag für einen begrenzten Zeitraum den Bahnhofstunnel für den Autoverkehr zu schließen. Daten sollten erhoben werden, um transparent zu prüfen, ob sich eine Sperrung bewährt oder zu Verstopfungen anderer Straßen führt. Die Bürger*innen sollten einfach mal etwas ausprobieren.

Die Verkehrswende ist eine mühsam auszuhandelnde Notwendigkeit. Eine Sperrung des Bahnhofstunnel kann ein erster Beitrag sein. Wenn wir weiteren Vorschlägen des Verkehrsentwicklungsbüros genauso skeptisch gegenüberstehen, hätten wir uns das Geld für die Arbeit sparen können. Der Rat der Stadt Bünde hat sich für die Verkehrsentwicklung entschieden, eine Umsetzung ist eine logische Folge.

In Bünde entscheiden sich inzwischen rund 10 % der Bürger*innen für das Fahrrad als Transportmittel. Vielleicht entscheiden sich zukünftig noch viel mehr Bünder*innen für das Fahrrad als Transportmittel – dafür brauchen wir aber Radwege, Fahrradstraßen und Fahrradzonen, die sicher sind, so dass bereits unsere Kinder und Enkelkinder sich trauen, das Fahrrad zu nutzen. Die Sicherung der Schulwege sollten oberste Priorität haben.

Mit freundlichen Grüßen

Fraktion Bündnis 90/DIE GRÜNEN im Rat der Stadt Bünde